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Neu als Geldwäschebeauftragter – Dein 100-Tage-Plan für einen erfolgreichen Einstieg

🧭 Verantwortung übernehmen in einer sensiblen Schlüsselrolle

Der Start als Geldwäschebeauftragter (GWB) bringt eine verantwortungsvolle und gesetzlich besonders geregelte Position mit sich. Du bist nicht nur Ansprechpartner für Behörden und Aufsicht, sondern auch intern für die Überwachung, Prävention und Meldung von Verdachtsfällen zuständig. Gerade für Neueinsteiger in dieser Funktion ist der Einstieg oft mit vielen offenen Fragen verbunden: Was sind meine Pflichten? Wie baue ich ein effektives Präventionssystem auf? Wie behalte ich den Überblick über Meldepflichten, Schulungen und interne Prozesse?

Dieser Beitrag hilft dir, in den ersten 100 Tagen als Geldwäschebeauftragter den Überblick zu behalten, Schwerpunkte zu setzen und rechtssicher sowie praxisnah durchzustarten.

Neu als Geldwäschebeauftragter

1️⃣ Einarbeitung in das Unternehmen und seine Risikostruktur

Dein erster Schritt ist die Analyse des bestehenden Risikomanagements:

  • Gibt es bereits ein Risikomanagementsystem nach § 4 GwG?
  • Liegen Risikoanalysen, interne Sicherungsmaßnahmen und Verdachtsmeldeprozesse vor?
  • Wie ist die Zusammenarbeit mit der FIU, BaFin oder anderen Aufsichtsbehörden bisher organisiert?

Verschaffe dir einen Überblick über Geschäftsmodell, Kundengruppen, Produkte und Dienstleistungen – und wie anfällig diese für Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung sind. Besonders wichtig: Die Risikoeinstufung nach dem sogenannten risikobasierten Ansatz (§ 5 GwG).


2️⃣ Klärung deiner Rolle und rechtlichen Pflichten als Geldwäschebeauftragter

Als GWB übernimmst du eine persönliche Verantwortung gegenüber der Geschäftsleitung und der Aufsicht. Zu deinen Hauptpflichten gehören:

  • Erstellung und Aktualisierung der institutsbezogenen Risikoanalyse
  • Organisation der internen Sicherungsmaßnahmen
  • Schulung der Mitarbeitenden
  • Entgegennahme und Abgabe von Verdachtsmeldungen nach § 43 GwG
  • Berichterstattung an die Geschäftsleitung (mind. jährlich)

Wichtig ist auch: Kläre deine Stellung im Organigramm, deine Unabhängigkeit, und ob du zeitgleich weitere Funktionen (z. B. Datenschutz, Compliance) übernimmst.


3️⃣ Aufbau eines funktionierenden AML-Systems

Falls noch kein ausgereiftes System besteht, musst du in den ersten Wochen die Basis schaffen:

  • Interne Sicherungsmaßnahmen gem. § 6 GwG: Kontrollsysteme, Schulungen, Richtlinien
  • Einrichtung eines Meldesystems für Verdachtsfälle
  • Definition von Verdachtsmomenten (Red Flags) je nach Geschäftsmodell
  • Dokumentation aller Maßnahmen und Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen

Du solltest dir außerdem ein Monitoring-Konzept überlegen: Wie erkennst du auffällige Transaktionen? Welche Schwellenwerte oder Konstellationen lösen Prüfprozesse aus?


4️⃣ Zusammenarbeit mit der FIU und Aufsichtsbehörden

Die Financial Intelligence Unit (FIU) ist deine zentrale Anlaufstelle bei Verdachtsmeldungen. Vertraue dich frühzeitig mit dem goAML-Portal an, über das alle Meldungen erfolgen. Wichtig:

  • Kenntnis der Meldepflichten (§ 43 GwG)
  • Unterscheidung zwischen Meldepflicht und freiwilliger Mitteilung
  • Keine Informationsweitergabe an die betroffene Kundschaft („Tipping-Off“-Verbot, § 47 GwG)

Auch mit deiner zuständigen Aufsichtsbehörde (z. B. BaFin, Steueraufsicht, HK, IHK) solltest du dich frühzeitig vernetzen. Sie kann Kontrollen durchführen, Bußgelder verhängen oder Hinweise zur Aufsichtspraxis geben.


5️⃣ Schulung und Awareness im Unternehmen aufbauen

Ein zentraler Baustein deiner Arbeit ist es, ein Bewusstsein im Unternehmen für das Thema Geldwäsche zu schaffen. Dazu gehören:

  • Pflichtschulungen für alle relevanten Mitarbeiter:innen
  • Spezielle Schulungen für Führungskräfte, Vertrieb und Hochrisikobereiche
  • Aufbau eines Verhaltenskodex im Umgang mit Kunden, Bargeld und Transaktionen
  • Dokumentation aller Schulungsmaßnahmen für die Aufsicht

6️⃣ Schnelle Quick Wins für den Start

Zeige in den ersten 100 Tagen, dass du Verantwortung übernimmst. Was du schnell und wirkungsvoll umsetzen kannst:

  • Bestehende Risikoanalyse überprüfen und aktualisieren
  • Meldeprozess definieren und kommunizieren
  • Erste Verdachtsfall-Simulation oder Checkliste intern verteilen
  • Interne Schulung oder Web-Training organisieren
  • Kontakt zur FIU aktiv aufnehmen und Testmeldung üben

7️⃣ Weiterbildung und Netzwerke aufbauen

Gerade weil sich die gesetzlichen Anforderungen ständig ändern (z. B. durch neue EU-Richtlinien, FATF-Vorgaben oder BaFin-Verlautbarungen), ist deine fachliche Weiterbildung entscheidend. Hilfreich sind:

  • Zertifizierte Schulungen und Lehrgänge zum Geldwäschebeauftragten
  • Austausch mit Kolleg:innen über Fachforen oder Webinare
  • Vertiefung zu Spezialthemen wie PEPs, SIPs, Hochrisikoländer oder neue Sorgfaltspflichten

🧾 Fazit: Souverän und gesetzeskonform starten – mit Struktur und Know-how

Als Geldwäschebeauftragter übernimmst du eine verantwortungsvolle und haftungsrelevante Schlüsselrolle im Unternehmen. Umso wichtiger ist es, strukturiert und mit klarem Fahrplan zu starten. Schaffe Vertrauen, entwickle praxistaugliche Prozesse und zeige von Anfang an: Du hast die Risiken im Blick.

👉 Mit den passenden Weiterbildungen von S+P Seminare legst du das Fundament für deinen erfolgreichen und rechtssicheren Start:

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